TIM KASHER

Tim Kasher hat es in den letzten 20 Jahren auf eine beeindruckende Diskographie gebracht: mit seinen Bands

Cursive, The Good Life oder als Solokünstler veröffentlichte er 17 LPs und EPs, einige davon gehören zur absoluten Pflichtausstattung von jedem, der sich auch nur im entferntesten für amerikanischen Indierock interessiert. Und doch schafft er es jeder seiner Platten ein Alleinstellungsmerkmal zu verpassen. Kasher ist ein furchtloser Songwriter.

Sein neues Soloalbum „ N o R e s o l u t i o n “ erscheint am 03. März 2017, erstmals auf dem Hamburger Indielabel Grand Hotel van Cleef, die den Songwriter aus Omaha einen ihrer „absoluten musikalischen Helden“ nennen. Und auch „No Resolution“ ist anders als seine Soloalben davor, denn eigentlich ist das Album der Soundtrack zu einem gleichnamigen Spielfilm, für das Kasher das Drehbuch verfasste und Regie führte.

Zwischen den neuen klassischen Songs enthält das Album auch sechs instrumentale Tracks, die im Film als Soundflächen auftauchen. Die Instrumentals beweisen, dass Kasher nicht nur ein besonderer Songwriter ist, sondern eben auch ein begnadeter Komponist. Mit Streichern, Klavier und weiteren Instrumenten schafft er in sekundenschnelle Klangwelten, die die Story seines Films ideal untermalen und die Tracks ineinander fließen lassen. Damit wird „No Resolution“ zu einer der ambitioniertesten Platten seiner Diskographie.

Der Film zum Album – der übrigens erst später in 2017 erscheint – ist eine dramatische Beziehungsgeschichte: ein verlobtes Paar am Rand der Trennung, Frustration, Misstrauen, die Rastlosigkeit des Erwachsenseins, der äußere Druck. Dementsprechend zerrüttet, elegisch und hoffnungslos klingen die Songs auf „No Resolutions“. Die erste Single heißt „An Answer To Everything“ und ist der positivste Song des Albums, erzählt Kasher darin von der Anfangszeit der Beziehung, in der die Verknalltheit die Lösung eines Problems liefert, bevor es wirklich existierst.

Gleichzeitig ist das Album sicher das Orchestralste, was Kasher bisher veröffenlicht hat. Ausladende Streicherarrangements übernehmen die Hauptrolle auf weiten Strecken des Albums, treiben die Songs voran, sind ein Teppich für Kashers berühmte Storytelling-Texte. Mit „No Secrets“ findet sich aber auch ein Song auf dem Album, der mehr an Cursive aus der „The Ugly Organ“ Zeit erinnert.

Ja, man kommt nicht drumherum „No Resolution“ als Konzeptalbum zu bezeichnen: richtig funktioniert es nur als Gesamtwerk, als am Stück konsumierte Musik, die nicht nur unterhalten sondern auch erzählen will. Doch wer wen nicht Tim Kasher, der es mit „The Ugly Organ“ oder „I Am Gemini“ schon mehr als eindrucksvoll bewies, sollte in der Lage sein, ein in sich schlüßiges Konzeptalbum abzuliefern.